photography
the best things in life are bees…









all on an autumn’s day, 2024









spiders wedding, 2025
„They stayed there… they hung as if on strings… there is still time…“, so klingt Jonathan Safran Foers vielgerühmter Erstlingsroman Alles ist erleuchtet langsam aus. Der Autor sendet einen letzten, Glück beteuernden Atemzug, das Buch ist zu Ende und ein neuer Raum öffnet sich in uns, bereit für zukünftige Erinnerungen daran. Aus der Überlagerung gelesener, fiktiver Erlebnisse mit real damit verbrachter, fließender Zeit verknüpft sich unser ureigenes, individuelles Geschehen – gebunden an Namen und Titel des Werkes.
Lesen, gerade als neuer Hype entdeckt und angepriesen, ist eng verbunden mit der Auseinandersetzung mit gestrigen Praktiken, und so hat auch die Photographie in ihrer multipel austauschbaren, schnelllebig kontemporären Präsenz keinen tatsächlichen Raum, wenig Gegenwart und wird ebenfalls keine Vergangenheit erleben dürfen. In der hastigen, permanenten Erwartung der Zukunft verliert sich der Umgang mit Zeit in unerreichbarer Ferne.
Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist der gern gebräuchliche Begriff „gefrorene Zeit“ für Photographie nicht mehr zutreffend, zumal die Erörterung von Begriffen unter eben jenem selben beklagenswerten Verdacht steht, dem Zeitgeist nicht mehr zu entsprechen. Isabell Simons Arbeit Spiders Wedding muss diesen Diskurs auch nicht führen – das ist Sache des Betrachters, wenn er weiß, wie er mit Zeit, seiner Zeit umgehen soll, oder einfach kann…

spiders memory, 2025











b/w black, 2023/24
Als Eugène Atget stirbt, weiß die Nachwelt nicht so richtig, wie man mit seinem Werk umgehen, es einordnen soll. Der Mann, dessen dokumentarische, aus dem 19. Jahrhundert stammende Praxis für die Bildästhetik des 20. prägend wirkt, ändert die Bildtradition der Trennung zwischen Ästhetik und Funktion und beeinflusst so große Meister wie Alfred Stieglitz, Brassaï oder Henri Cartier-Bresson. In der ambivalenten Enthüllung der Gesellschaft spielt Kunst noch keine Rolle; zunächst geht es hier um die subjektive Sicht des Photographen und die eines möglichen, zukünftigen Publikums.
Verschiedenste interpretative Blickwinkel und Kontexte werden nun über den schlichten physischen Fakt geschoben, wenn Licht durch eine Linse auf ein Trägermaterial trifft. Das Bild von Subjekt oder Objekt in seiner jeweils fokussierten Thematisierung ist fortan Medium der Kommunikation und spezifischer Zugang zur Wirklichkeit mittels diskursiver Ausarbeitung visueller Bildsprachen. Bild und Idee formen einen Dialog zwischen Intentionalität und Erkenntnisakt.
Im immerdar unergründlichen Blick des Anderen verliert sich der Anspruch auf singuläre Realitäten – egal, ob als dargestelltes Individuum oder betrachtendes. „Es gibt Augenblicke, in denen ich Photographien verachte“, so der rumpelnde Roland Barthes, „was gehen mich die alten Baumstämme von Eugène Atget an …“ So aufgeregt wie der Autor des Werkes Fragmente einer Sprache der Liebe müssen wir den Serien b/w black und b/w white nicht gegenübertreten, aber so ist es nun mal im Universum der Deutungsmöglichkeiten und seinen unendlichen Verzweigungen.







b/w white, 2024/25